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Bericht vom Gruppenleiter-Seminar
Bericht vom Gruppenleiter-Seminar des Kreuzbundes
21.–23. Oktober 2025, Schloss Hirschberg (Beilngries)
Von Hanna Pfitzinger, Nürnberg 1
Vom 18. bis 20. Oktober 2024 fand im Schloss Hirschberg in Beilngries das diesjährige Gruppenleiter-Seminar des Kreuzbund-Dachverbandes Eichstätt statt. Teilnehmende waren Haupt- und stellvertretende Kreuzbund-Gruppenleitungen von Manching bis nach Nürnberg – Menschen, die mit großem Engagement das Fundament der Selbsthilfegruppen bilden. Das Wochenende bot intensiven fachlichen Austausch, Raum zur Selbstreflexion sowie die Gelegenheit, Herausforderungen aus dem Gruppenalltag offen zu besprechen.
Bereits das gemeinsame Abendessen am Freitagabend schuf eine wertschätzende Atmosphäre und ermöglichte erste Gespräche auf Augenhöhe.
Freitagabend: Selbstverständnis Selbsthilfe – Grundlagen stärken
Im Auftaktseminar mit Monika Gabler (Caritas Suchtambulanz Ingolstadt) stand das Selbstverständnis der Selbsthilfe im Mittelpunkt. Nach einer Vorstellungsrunde wurden Erwartungen, Rollenbilder und persönliche Grenzen der Gruppenleitungen reflektiert. Dabei zeigte sich, wie unterschiedlich die Gruppensituationen sind – und wie ähnlich die Herausforderungen.
Ein wichtiges Thema war der Umgang mit Gruppenmitgliedern, die weiterhin konsumieren. Offen und konstruktiv wurden Belastungsgrenzen, Unsicherheiten und unterschiedliche Handlungswege diskutiert. Der Abend endete mit klar formulierten Zielen für das Wochenende und einem gestärkten Bewusstsein für die Zusammenarbeit zwischen professioneller Suchthilfe und Selbsthilfe.
Samstagvormittag: Cannabis als aktuelle Herausforderung für die Selbsthilfe
Klirrende Kälte, Frost an den Bäumen und ein wunderschöner Blick ins Tal vom Schloss Hirschberg aus. Nach dem Frühstück führten Karin Eigenseer (M. Sc. Psychologie) und Melanie Tretter (Sozialpädagogin) durch das Seminar zur Frage, wie Cannabis im Kontext der Selbsthilfe eingeordnet werden kann. Die Legalisierung bringt neue Chancen, aber auch Unsicherheiten für Gruppenleitungen.
Die Referentinnen vermittelten wissenschaftliche Grundlagen, Konsummuster und Risikofaktoren. Anschließend wurden in Gruppenarbeiten Parallelen zwischen Cannabis- und Alkoholabhängigkeit herausgearbeitet und mögliche Handlungsschritte für den Umgang mit Cannabiskonsumenten entwickelt.
Ziel war es, eine reflektierte, fachlich fundierte Haltung einzunehmen und Betroffene wie Angehörige auch in diesem Themenfeld sicher begleiten zu können. Der Austausch machte deutlich: Selbsthilfe bleibt handlungsfähig, wenn sie sich neuen Entwicklungen offen stellt.
Samstagnachmittag: Kommunikation – Stolperfallen erkennen, Klarheit gewinnen
Der Nachmittag widmete sich dem Thema Kommunikation. Unter dem Titel „Hast du nicht gehört?! Diese und andere Tücken der Kommunikation“ führten die beiden Referentinnen in das Vier-Ohren-Modell ein. Anhand von Beispielen aus dem Gruppenalltag wurde sichtbar, wie leicht Missverständnisse entstehen und warum Konflikte oft aus gut gemeinten Botschaften heraus erwachsen.
Ein Selbsttest verdeutlichte, wie unterschiedlich Wahrnehmungen sein können. Gemeinsam wurden Strategien für klare, wertschätzende und zugleich grenzwahrende Kommunikation entwickelt – ein wesentliches Werkzeug für jede Gruppenleitung.
Der Tag klang bei einem gemeinsamen Abendessen aus.
Sonntagvormittag: Rückfall als Teil der Erkrankung verstehen
Am Sonntag führten Stefanie Palme (M. Sc. Psychologie) und Marie-Lena Brauer (M. Sc. Psychologie) in das Thema „Rückfall nüchtern betrachtet“ ein. Rückfall wurde nicht als moralisches Scheitern, sondern als Teil der Suchterkrankung betrachtet. Ein strukturiertes Rückfallmodell ermöglichte es, psychische und soziale Auslöser besser zu verstehen.
Darauf aufbauend wurden Skills zur Stressbewältigung vermittelt – Werkzeuge, die Gruppenleitungen in schwierigen Situationen unterstützen und an Betroffene weitergegeben werden können. Im Austausch wurde herausgearbeitet, wie Rückfälle begleitet werden können, ohne zu verurteilen oder zu bagatellisieren. Zentrale Erkenntnis: Selbsthilfe muss ein sicherer Raum bleiben, gerade wenn jemand ins Straucheln gerät.
Fazit: Ein Wochenende, das stärkt
Nach dem Mittagessen endete das Seminar am Sonntag um 13 Uhr.
Die drei Tage waren geprägt von Offenheit, Professionalität und dem gemeinsamen Anspruch, die Selbsthilfegruppen bestmöglich zu unterstützen.
Was bleibt?
- Mehr Klarheit über unsere Rolle im Selbsthilfesystem
- Mehr Wissen zu aktuellen Entwicklungen – von Cannabis bis Kommunikation
- Mehr Sicherheit im Umgang mit Rückfällen
- Mehr Gemeinschaft und Vernetzung zwischen den Gruppenleitungen
Das Seminar hat eindrucksvoll gezeigt, wie stark Selbsthilfe wirkt, wenn Menschen ihr Wissen teilen und sich gegenseitig stärken. Wir kehren mit neuen Werkzeugen, Perspektiven und viel Motivation in unsere Gruppen zurück – in dem Bewusstsein:
Selbsthilfe lebt vom Miteinander.